Dabei sein zu dürfen, wenn zwei Menschen ihr Glück teilen.
blogistin - Freitag, 9. November 2007, 13:30
Flyer, gestern abend im Supermarkt in Holland vom schwarzen Brett gegrabscht. Weil der Mann darauf so freundlich aussieht. Und weil ich später, zu Hause, herausfinden wollte, was er da im Mund hat, auf dem Bild.
Webseite angeklickt, durch ein paar Stücke gehört, Biografie gelesen.
Verliebt:
Benny singst schön.
Verliebt, weil es nicht vielen gelingt, eine Mischung aus Pop, Soul, Jazz derart entspannt nach „Alles ist gut“ klingen zu lassen, und weil Benny aka Tim van Berkestijn ganz viele Instrumente spielt, deswegen vereehre ich auch Jimi Tenor.
Und auf dem Bild, da lutscht Benny einen Kaffeelöffel ab. Aber das ist unwichtig, jetzt.
blogistin - Donnerstag, 25. Oktober 2007, 11:28
Zwei Briefe im Postkasten, gestern. Haben nix miteinander zu tun, das eine ist nur schnöde Werbung. Und doch … ich jedenfalls musste grinsen.
blogistin - Donnerstag, 25. Oktober 2007, 11:00
Poesie. Zerbrechlichkeit.
Sich nicht darin suhlen, weder im einen noch im anderen, nie.
Kraft. Glück.
Und doch ein wenig zittern, weil beides vergänglich ist.
Patrick Watson: Close to Paradise
blogistin - Dienstag, 16. Oktober 2007, 18:02
Eine Blondine schreibt ein Buch. Die Presse verreisst’s und die Menschen haben wieder was zu lästern: Alle schimpfen über die Blondine, obwohl viele von ihnen zugeben, das Buch nicht gelesen zu haben, mehr noch: sie dichten der Blondine Sätze an, verbreiten dabei den schlechten Atem der eigenen, unfundierten Meinung, die im Grunde sowieso keinen interessiert, weil alle auf den nächsten Skandal lauern und nur mitreden wollen.
Dann sagt die Blondine unkluge Sätze in der Öffentlichkeit. Jetzt werden die Leute noch wütender auf die Blondine, weil sie so fürchterlich Unkluges laut sagt. Dabei sagen die, die mit dem Zeigefinger auf die Blondine zeigen, jede Menge unkluge Dinge, auf unkluge Weise. Am Ende wird die Blondine, öffentlich angekündigt, vorgeführt, mit unklugen Fragen von fürchterlich unklugen Leuten mit ihren eigenen, unklugen Äußerungen konfrontiert und viele viele Menschen schauen zu, weil Mensch ja so gerne zusieht und zuhört, wie andere Menschen vorgeführt werden.
Unklug, von Anfang bis zum Ende, das hoffentlich eins ist.
Es gibt doch ohnehin schon so viel unkluges auf dieser Welt. Leider.
„Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“
(Ludwig Wittgenstein)
Ich wünsche mir, dass sich alle Menschen, alle, diesen Satz zu Herzen nehmen - gerne auch die Nuhrsche Variante: „Wenn man keine Ahnung hat: Einfach mal die Fresse halten.“ – und vielleicht einmal das Wort „können“ (siehe Wittgenstein) einer genaueren Prüfung unterziehen. Und dann freue ich mich auf himmlische Ruhe auf diesem Planeten.
Ein bißchen später dann tun vielleicht alle wieder das, was sie können. Vielleicht bäckt der Bäcker dann wieder gutes Brot, anstatt über seine doofen Kunden zu bloggen und das Brot nur halberherzig zu kneten, vielleicht findet die vergrämte Single-Frau Mitte 40 dann endlich wieder einen Mann, weil sie anstatt ihr Lästermaul allüberall hässlich zu verziehen, mal wieder lächelt, vielleicht weil die Sonne scheint oder weil ihr wieder eingefallen ist, dass sie das ganz besonders gut kann, vielleicht machen dann wieder die Musik, die Musik machen gelernt haben und Spaß daran finden, in erster Linie, und erst viel später von anderen auf die Idee gebracht werden, doch mal Autogrammkarten drucken zu lassen, vielleicht verkaufen dann wieder die Schuhe, die wissen, was Leder ist …
blogistin - Donnerstag, 11. Oktober 2007, 11:52
… und das Leben. Und die Liebe.
Es gibt Sätze, die sich, kaum von irgendjemandem ausgesprochen, in meinem Kopf zu kleinen Bruchstücken, Satzfragmenten zerbrechen und dann umherschwirren, immer im Kreis, immer im Kreis, ab und an finden sie zueinander, bilden einen neuen Satz, manchmal ergibt er Sinn, manchmal nicht, sie schwirren und schwirren und lassen keinen Platz für klare Gedanken, mehr noch: Manchmal stoßen diese doofen Bruchstücke aneinander, kollidieren, reiben sich. Und dann bekomme ich Kopfweh. Killersätze sind das. Killersätze, die so klar oder unklar sind, dass sie sich eben verselbständigen.
Es gibt zwei Kategorien von Killersätzen: die erste ist die harmlosere, das sind jene, deren Fragmente so gut wie nicht kollidieren in meinem Hirn. Wenn ich da ein bißchen Musik ins Ohr jage, beruhigen sie sich immer mehr und legen sich irgendwann in eine Ecke (wer glaubt, da bleiben sie dann, für immer, still und leise, irrt, die hüpfen wieder hoch, meistens zum unpassendsten aller Momente). Ich glaube Messerstecher-Sätze trifft diese Kategorie ganz gut.
Die zweite Kategorie, das sind die wahren Killersätze, die, deren Fragmente aneinanderstoßen, wieder und wieder, die mich nicht denken lassen, klar, und mich ganz einnehmen. Da hilft keine Musik. Rausgehen muss ich, raus, Ortswechsel, am besten ein bißchen Autofahren, Autofahren fordert Konzentration, das ist schon einmal die erste Beruhigung für die Killersatz-Fragemente.
Und dann hilft etwas, das ich viel zu lange vernachlässigt hatte: Sport, Bewegung, und zwar solche, die ebenfalls Konzentration erfordert. Ruhig und richtig atmen, Bewegungen richtig ausführen, auf mich achten, auf meine Muskeln, meine Nerven, meine Haltung. Es gibt nichts, was diese Killersatz-Fragmente schneller vertreibt. Denn wenn ich mich spüre, mich auf mich konzentriere, weiß ich: Alles ist gut. Om.
Heute morgen, Flucht nach einer Killersatz-Fragment-Attacke in meinem Hirn, da sah ich wieder dieses wunderbare, alte Paar. Zum dritten Mal schon konnte ich sie beobachten, und ich schäme mich nicht dafür, es macht mich schließlich glücklich, ihnen zu zusehen. Er, er kann nicht gut gehen, zieht einen Fuß nach, er ist auffallend groß und kräftig, geht ein wenig gebückt, seine Sportkleidung erinnert an einen ausgedienten Schlafanzug. Sie, sie ist eine sehr kleine, alte, feine Dame, ihr silberfarbenes Haar trägt sie halb lang, mit einer sehr sauber geföhnten kleinen Rolle nach innen, die Spitzen vorne ein wenig zum Kinn gezogen, geschminkt ist sie, schlicht, schön, wie wundervoll so ein bißchen roter Lippenstift in einem älteren Gesicht aussieht, ihre Kleidung ist überaus modern für eine Dame ihres Alters, erinnert keinenfalls an die typische Oma-Kleidung, und, es ist stets Straßenkleidung. Denn sie trainiert nicht mit ihm, sie begleitet ihn nur.
Es ist wundervoll, mit anzusehen, wie sie ihm die Maschinen einstellt, immer wieder auf sein Trainingsblatt schaut, kontrolliert, ob sie alles richtig gemacht hat, während er daneben steht, sich irgendwo an der Maschine abstützt, ihr zuschaut und sie anlächelt. Dann steigt er in die Maschine, in manche kommt er leicht hinein, bei anderen hilft sie ihm, hält seine Hand, stützt seinen Arm und lächelt ihn an. Die beiden reden nicht, ich habe noch nie ein Wort gehört, sie lächeln sich an. Er führt die Übungen aus, sie kontrolliert, ob er es richtig macht, lächelt, korrigiert ihn und stoppt seine Zeit. Dann hilft sie ihm wieder aus der Maschine.
Wunderschön. Das lächelnde, sich schweigend verstehende, würdevolle, alte Paar. Was immer es ist: die beiden haben sehr viel richtig gemacht in ihrem Leben. Und in ihrer Liebe.
blogistin - Freitag, 28. September 2007, 14:39
Und? Was tut man da? Aussteigen.
Prima. Aussteigen. Wenn man kann.
Ich weiß noch, wie ich vor vielen Jahren in San Francisco in einem Bus saß und von der Golden Gate irgendwo gen Stadtmitte fuhr, keine Station im Kopf, an der ich aussteigen wollte. Wundervolles Sightseeing, die ganze Strecke entlang, Berg hoch, Berg runter. Viele Stopps, viele Menschen, viele Geräusche, viele Farben, viele Gerüche. Und irgendwann war der Bus leer, ich, ich saß immer noch ganz hinten. Die Straße draußen sah alles andere als nach Stadtmitte aus, nicht nach bummeln und Geld ausgeben können sondern nach Geld raus geben müssen, weil sonst bum-bum.
Die Busfahrerin kam nach hinten zu mir, denn ich blieb einfach sitzen. Sie erklärte mir etwas von Endstation, und dass ich aussteigen müsste. Ich erklärte ihr, dass ich eine dusselige Touristin bin, die sich beim Fußmarsch von Irgendwo Stadtmitte über Chinatown und Pier 39 bis raus zur Golden Gate einen üblen Sonnenbrand geholt hatte (krebsrot und schmerzend tagelang vor allem meine Kopfhaut, seither liebe ich Hüte und Mützen), und jetzt nur noch ein bißchen Geld ausgeben wollte, bei Nordstrom vielleicht.
Sie lachte und fuhr mich tatsächlich zurück, ziemlich genau bei jenem Kaufhaus setze sie mich ab, nicht ohne mir vorher noch einzubläuen, dass das nicht jeder Busfahrer macht und sie mich hätte einfach rauswerfen können, an der Endstation.
Manchmal fühlt sich mein Leben so an wie diese Fahrt in diesem Bus, Berg hoch, Berg runter, viele Stopps, viele Menschen, viele Geräusche, viele Farben, viele Gerüche. Und dann immer wieder diese fürchterliche Endstation, an der ich nicht raus will, nicht raus kann. Aus anderen Gründen freilich, wenngleich ich auch fast um mein Leben fürchte, so sehr brennt mir an dieser Endstation mein Herz, mein Hirn. Endstation, weil Menschen mich nicht an sich ran lassen, nicht ranlassen wollen, nicht ranlassen können. Können, wollen, das spielt keine Rolle, meist bedingt das eine das andere und umgekehrt.
Ich spüre es, ich sehe es, ich höre es, und ich sollte einfach aussteigen. Mich durchkämpfen. Und irgendwo in einen anderen Bus steigen, Busse gibt es wie Sand am Meer, jeder fährt irgendwo hin. Und irgendwo wird es schon ein Plätzchen geben, das mir gefällt.
Und so sitze ich in diesem seltsamen Bus, der mich von Endstation zu Endstation fährt, manchmal glaube ich, da sitzt schon lange keiner mehr am Steuer, der mich rauswerfen könnte, die Karre fährt von alleine, so lange, bis ich kapiere, dass die Menschen halt so sind, unfähig, andere Menschen an sich heran zu lassen, bis ich kapiere, dass mein Wunsch danach nur der irre Gedanke von einem kleinen durchgeknallten Mädchen ist, das in einer Traumwelt lebt und einfach nicht erwachsen werden will. Respektive kann.
Das Verrückte an dieser Geschichte ist, dass das kleine Mädchen das Leben so sehr liebt, so viel Freude an Berg hoch, Berg runter, vielen Stopps, vielen Menschen, vielen Geräuschen, vielen Farben, vielen Gerüchen hat, dass es die Schmerzen an der Endstation jedes mal verkraftet. Wieder und wieder. Und weiter fährt.
blogistin - Dienstag, 11. September 2007, 10:50
Herr Herbert ist für mich ein Wunder. Er ist so unverkennbar immer, immer Matthew Herbert, und doch mit jedem neuen Album wieder und wieder anders. Freilich erkenne ich nahezu jeden Musiker, jedes Trio, jede Band aus meiner Sammlung „blind“. Bei den meisten ist das alles andere als schwer, und das mag durchaus auch für gute Musik stehen, mehr noch: Sich permanent neu zu erfinden kommt meist nur plump rüber. So wie beispielsweise beim aktuellen Prince-Album. Aber das ist ein anderes Thema.
Mein Thema heißt: anders. Seit Tagen schon höre ich nahezu ununterbrochen „Score“. Irgendwann vor ein paar Monaten erschienen, für mich jetzt neu, da jetzt gekauft, und jetzt die perfekte Platte, perfekt zu diesen wundervoll verregneten Tagen, perfekt zu diesem dasJahristauchbaldwiederrum-Gefühl.
Score ist anders, anders als alles, was ich von Herrn Herbert kenne, und ich kenne alles, alles bis auf ein paar seiner Doktor-Rockit-Sachen. Und es ist eben doch Herr Herbert, Herr Herbert und seine Staccato-Attacken, Herr Herbert und seine orchestralen Längen, Herr Herbert und seine winzigen, elektronischen Fußnoten, die er so geschickt versteckt, dass ich bei jedem Hören glaube, eine neue entdeckt zu haben.
Und wie ich so darüber nachgrüble, wie ich mein grundsätzliches Mißfallen gegenüber „anders sein“ im Zusammenhang mit dem Individualisierungswahn erläuterrn kann und was ich über das Wort „kreativ“ denke, fällt mir nur dies ein: Herr Herbert ist ein Wunder, denn Herr Herbert hat Stil. Stil ist das, was beim Durcklicken durch hunderte von Wahlmöglichkeiten, um sich selbst zu individualisieren, immer fehlt.
WunderWunder-Stück: Singing In The Rain
Reinhören
>>
blogistin - Donnerstag, 6. September 2007, 11:32
Rabih Abouh-Khalil:
The Cactus of Knowledge
Skalpel:
Skalpel
Jan Garbarek: Legend Of The Seven Dreams
Goldfrapp: Felt Mountain
Gilles Peterson Worldwide:
exclusives
blogistin - Mittwoch, 22. August 2007, 10:46