Damals.
Pauls Boutique, gleich nebenan das Switzerland.
Laue Sommernächte oben auf dem kleinen Schlossplatz.
Oz. Das Oz.
Schwarze Hotpants aus Samt, Stiefel bis zu den Oberschenkeln, Flatter-Top mit Trompetenärmeln von Arve Dinda (hieß der Laden wirklich so?), „Accciiiiiiid“ kreischend, wild tanzend. Irgendwann: Zu viele Pillenbetäubte, zu dreckig allüberall, zu Techno.
Seekneiple, KC – aber nur im Schlepptau von G. und nur in dieser Gaultier-Corsage, die genau unter der Brust endete:
Müsli (düstere Tage), Palast der Republik, Das Unbekannte Tier, Mos Eisley.
Red Dog.
Etwa drei Jahre nach Eröffnung des kleinen, feinen Ladens der Tiefschwarz-Brüder, es könnte 1995 gewesen sein, schloss ich das Kapitel „Exzessives Nachtleben, immer mittwochs bis sonntags“ und gab mich fortan Küche & Karriere hin ;-)
(Erinnerungslawine, losgetreten von
Herrn Winkel, vielmehr
Herrn Ix: Bei Herrn Winkel lud ich mir einen
Film von einer Lesung herunter, und in diesem Film, bei dieser Lesung sprach er’s aus, der Herr Ix, der offensichtlich auch aus Stuttgart stammt: Pauls Boutique.)
blogistin - Mittwoch, 7. Dezember 2005, 14:39
Glücksgriff, heute morgen: Miles Davis' Big Fun. Eine Platte in Traumbesetzung: Miles Davis fürs sehnsuchtgeschwängerte Hirn, Bennie Maupin für Realismus in kleinen Dosen, John McLaughlin fürs gedankliche Abdriften in Räucherstäbchen-Buden, in denen ich nie saß, Herbie Hancock und Chick Corea fürs Kribbeln in den Füßen, Jack DeJohnette und Billy Cobham für Beats im Bauch …
Atemberaubend schön: "Great Expectations" ab 22:40.
Ebenso schön: das Cover.
blogistin - Dienstag, 6. Dezember 2005, 10:23
Ds Buch ist da, endlich. Wünsche mir einen novembergrauen Tag lang Zeit, es zu lesen.
blogistin - Montag, 14. November 2005, 13:30
2 Jahresplanungen gemacht
3 Tassen Milchkaffee getrunken
78 Termine ins Filofax übertragen
2 Tageszeitungen gelesen
6 CDs bei Amazon bestellt
7x „Sophisticated Lady“ von Max Roach gehört, dabei zufällig die 1848 auf dem Cover entdeckt, eine gestempelte 1848
Gefreut, einmal. Hält. Vier Tage lang. Mindestens.
blogistin - Freitag, 28. Oktober 2005, 14:53
Freue mich über regelmäßige Unregelmäßigkeiten.
Über Anita O’Day, wunderschön singt sie „The Ballad of All the Sad Young Men“. Mag die Bilder dieser großen Dame, meist sieht man sie im Profil, mit geöffnetem Mund.
Über die Herren in Orange. Da kommen sie wieder, ihr Nachmittagswerk wird sein, die andere Seite der Straße, meine Seite der Straße, schön zu trimmen, Hecken zu stutzen, Gras zu mähen. Ihr Lärm wird meinen Nachmittag begleiten und mich wieder und wieder zucken lassen, nicht doch zur Gartenschere zu greifen um endlich, endlich meinen Lavendel zurück zu schneiden.
Und gleich, wenn ich der Repeat-Taste widerstehen werde, freue ich mich auf Herrn Roach, Max Roach. „It’s time“.
blogistin - Mittwoch, 26. Oktober 2005, 15:02
Herr Nooteboom erzaehlt von Engeln, seinem neuen Buch und davon, dass er jeden Tag 500 Woerter schreiben muesse, schreiben wolle, 500 Woerter, jeden Tag, sonst waere es kein guter Tag. Erklaeren, nein, so oft die charmante Moderatorin aus Oesterreich auch nachhakt, wurde sie vorgstellt? nein, erklaeren kann er das nicht. Manche Dinge sind einfach wie sie sind. Wortkarg noch in den ersten Minuten, fast so als haette er nichts zu erzaehlen, lesen koenne man ja, sein neues Buch, plaudert er drauf los, ungefragt, als die halbe Stunde vorbei ist. Dreimal noch begegne ich ihm, in den engen, vollen Gaengen, von Interview zu Interview eilt er, jedesmal laechelt er. Ich laechle zurueck.
(Allein wegen der ueberaus amuesanten Show, die der junge Mann, der mir in diesem Arbeitsbereich mit der seltsamen Tastatur, die mir ein y fuer ein z macht, irgendwo abseit des Getummels der Messe gegenueber sitzt, mag ich diesen Platz gerade nicht aufgeben. Er streckt sich, reisst die Arme zu schnell nach oben, als dass es einem Koerper auch nur ansatzweise der Entspannung, der Entkrampfung dienen koennte, spult immer wieder die gleiche Stelle seines Diktiergeraetes ab, auswendig kann ich den Dialog inzwischen, der dort gesprochen wird, wieder und wieder schaut er nach links, nach rechts, zu mir, hinter sich, siebenhundertneunmal hat er in den letzten zehn Minuten seine schlecht geschnittenen Haare nach hinten gestrichen, fettig fallen sie ihm wieder und wieder in die Stirn, er aechzt, stoehnt, rueckt seine Brille gerade, wieder und wieder, keinen Millimeter war sie verrutscht, "Mensch, komm!" knurrt er, tippt, spult das Geraet wieder zurueck und reisst sogleich die Arme in die Hoehe.
"So wird das nie etwas, was immer es ist," denke ich, habe noch nie einen Menschen derart unter Schreibblockade leiden sehen.
Schreibblockade. Gibt es das? "Nein", denke ich. Wie sagte Herr Nooteboom "Ich habe nie eine Idee, ich setze mich hin und schreibe".)
blogistin - Mittwoch, 19. Oktober 2005, 15:50
November-Nordsee.
Sehnsucht.
Ausklinken aus einem Multi-Tasking-Monster-Leben.
Für ein paar Atemzüge nur.
blogistin - Dienstag, 18. Oktober 2005, 10:32
“52 Silly things to do when you are blue” heißt das kleine Ablenkungsmanöver in der Spielkarten-Schachtel. Kärtchen aus dem Stapel ziehen und dann lachen – oder machen.
Heute: “Walk and talk - While you are walking, say hi to the people you pass. Even if you don’t feel friendly, be friendly, it might persuade you to come out of your funk.”
Mal abgesehen davon, dass ich als fremde, freundlich grüßende Frau von manchem Wegkreuzer für seltsam gehalten wurde: hilft. Immer.
blogistin - Montag, 17. Oktober 2005, 16:30
Der erste Lebkuchen, heute morgen, übrig geblieben vom letzten Jahr war er, und, endlich, endlich, Weihnachtsmusik: Cyrus Chestnut & Friends „A Charlie Brown Christmas“. Zum ersten Mal habe ich mit einer alten Tradition gebrochen, die allerersten weihnachtlichen Töne hörte ich früher immer im September, dann, wenn es in den Geschäften die ersten Weihnachts-Leckereien zu kaufen gibt, freilich nicht nur aus rein privatem Antrieb, mein Beruf bedingt, dass ich mich im Spätsommer schon thematisch mit Weihnachten beschäftige.
Ich mag das, mag das Gefühl, zu wissen, dass das Jahr sich bald, bald, dem Ende neigt. Zu wissen, dass man noch ein paar Monate Zeit hat, die Dinge zu tun, die man unbedingt in diesem Jahr noch tun wollte. Zu wissen, dass spätestens jetzt alle Menschen in irgendeiner Form auf Weihnachten hin arbeiten, über Weihnachten nachdenken, sei es auch nur, um über Sinn, Unsinn, Kommerz, Tradition und Kitsch zu grübeln, zu meckern. Zu wissen, dass ich bald viele viele Plätzchen backen werde. Zu wissen, dass die Zeit in diesen letzten Wochen und Monaten des Jahres immer, immer die Gedanken einholt und ich aufseufze und mich freue auf das neue Jahr.
Und während Herr Chestnut „Für Elise“ so wundervoll interpretiert, denke ich an mein Klavier, das in 600 Kilometern Entfernung darauf wartet, endlich wieder bespielt zu werden. Weihnachtswunsch, für 2006, vielleicht.
blogistin - Dienstag, 11. Oktober 2005, 14:08
Morgensonne in einem fremden, wild wuchernden Garten eingefangen, beobachtet von einer misstrauischen schwarzen Katze mit daumengroßem weißem Punkt zwischen den Augen, Bäume gezählt, einen Zweig Holunder abgezwickt, wilden Himbeeren widerstanden, Brennesseln ausgewichen, Nils Petter Molvaers Vilderness im Ohr und den Gedanken im Kopf, dem Kribbeln in den Fingern nach zu geben und heute Nachmittag mit einer Gartenschere bewaffnet zurück zu kehren. Mit dem Kopf geschüttelt, geschmunzelt, den Gedanken verworfen, eine Kettensäge bräuchte ich.
blogistin - Dienstag, 20. September 2005, 12:18